Die Familie, deren Name sich im Deutschen und Italienischen "Curta" (sprich "ˈkuʁta") und im savoyardischen Patois "Curtaz" schreibt (sprich "ˈkyʁta", das "z" wird nicht gesprochen und zeigt die Betonung auf der zweitletzten Silbe an), ist bereits 1445 in Gressoney (in Walserditsch: Greschonei [greʃɔˈnɛɪ]), einem Walserort auf der Südseite des Monte Rosa, belegt. Zuerst finden wir den Notar Johann Jacob Curti (1436-1510), der in Òrsiò, einem Weiler im "Oberteil" von Gressoney, in der heute selbständigen Gemeinde Gressoney-La-Trinité, lebte. Zur gleichen Zeit finden wir jenseits des von Òrsiò zugänglichen Alin-Pass im Weiler Dosso der Walsergemeinde Alagna im Sesiatal den aus Gressoney stammenden Petrus (1475, 1496), Sohn des Jacob Curti. Wir dürfen annehmen, dass dieser Jacob Curti (ca. 1405 - ca. 1475) der Vater sowohl von Petrus als auch vom Notar Johann Jacob war.
Die Ursprünge der Familie sollen ins Wallis zurück führen. Dort ließ sich um 1278 der Kaufmann und Kreuzfahrer "Otto dictus Curtus" oder "li Curto" in Sitten nieder, der offenbar aus Cannobio (am Lago Maggiore) kam. In der Folge waren die Curto/Curten in Sitten und im oberen Wallis um Simplon, Brig und Glis Notare und Kaufleute, die sowohl Geschäfte für den Bischof tätigten, als auch am Handel über den Simplon nach Mailand beteiligt waren. Es wird angenommen, dass die Curto aus Sitten auf die seit dem 11. Jahrhundert in der lombarischen Stadt Gravedona am Comer See und dann auch in Cantù, im Tessin, Veltlin und in Graubünden ansässige edelfreie Familie Curti zurück gehen. Das bezeugen noch bis Mitte des 14. Jahrhunderts aufrecht erhaltene familiäre Beziehungen in die Lombardei um Como, Cantù und Gravedona und persönliche Zuschreibungen wie "Lumbardi", die wir noch in den drei folgenden Generationen finden. Und wie in Gravedona so gingen auch die Curti im Wallis ab dem Spätmittelalter vorwiegend dem Beruf des Notars oder des Kaufmanns im inner- und transalpinen Handel nach.
In Gressoney breitete sich die Familie schon bald auch in den „Unter-“ und „Mittelteil“ der Walsergemeinde aus, welche heute den selbständigen Ort Gressoney-Saint-Jean bilden. Hier ist Johann Jacobs Enkel Johannes Curta (ca. 1500 - ca. 1575) Notar für die Herren von Vallaise und einer der Gemeindeältesten. Das 1547 von ihm erbaute Haus in Greschmattò ist heute das älteste in Gressoney nach der Kirche. Sein Sohn Angelin Curta (in Walserditsch "Hanschelin" für "kleiner Hans") war in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts Notar, Sindaco (Bürgermeister) und offenbar auch Vogt (Châtelain). Er baute im Jahre 1580 das ebenfalls heute noch bestehende "alte Curta-Haus" in Castel.
Wir finden im Mittel- und Unterteil von Gressoney von Angelin ausgehend bald mehrere Familienzweige: den Zweig "Capaluogo" (in Greschmattò & Predeloasch), "Castel" (in Chaschtal) sowie den Zweig "z'Moalersch" zunächst in Òrsiò, dann im Weiler Tschemenoal. Von "z'Moalersch" ließ sich der Kaufmann Johann Valentin Curti (1699-1763) in Aldorf (Uri/CH) nieder und betrieb Handel über den Gotthard. Seine Tochter wurde die Schwiegermutter des Rapperswiler Kaufmanns Seraphin Ludovic Curti (1769-1839), dem Großvater des dann in Dresden lebenden Komponisten Franz Curti (1854-1898). Diese in Rapperswil am Zürichsee beheimatete Kaufmannsfamilie kam im 17. Jahrhundert aus Mailand und entstammt dem dortigen Zweig der Gravedoneser Familie Curti. Aus Castel hat sich im 17. Jahrhundert ein weiterer Zweig im benachbarten oberen Ayastal etabliert mit Nachkommen in Extrepiéraz (patois: Ehtrepira), einem Weiler von Brusson (patois: Breutson/Brétson, Walsertitsch: Britse), in Verrès sowie in Ivrea. Ebenfalls aus Gressoney sollen die Curtaz in Gressan bei Aosta stammen.
Die Curta übten zumeist den Kaufmannsberuf aus, traditionell als Tuchhändler, oft mit dem Schneiderhandwerk verbunden als Basis, auf das sie sich auch zurückziehen konnten, wenn sie nicht mehr auf Krämerreisen gingen. Viele waren Notare oder vereinzelt Gerichtsschreiber, Richter oder Vogt der Grafen von Challant. Aber auch 25 Pfarrer gab es in der Familie – und rund ein Duzend Kunstmaler, vor allem aus dem Zweig „z’Moalersch“. Johann Joseph Anton Curta (1782-1829) zum Beispiel hat den Kreuzweg vor der Pfarrkirche Saint Jean gemalt. Franz Curta (1827-1861) malte das letzte Gericht, ein Fresko an der Kapelle von Lignod (Ayastal). Großen Bekanntheitsgrad hat auch der Kaufmann, Maler, Fotopionier und Philanthrop Valentin Curta (1861-1929) durch den ersten Reiseführer für Gressoney und seine Chronik "Gressoney einst und jetzt" erlangt.
Heute leben in Gressoney nur noch Familien des Zweigs Capaluogo mit Nachkommen u.a. in Turin, Indonesien und England. Die übrigen Zweige sind in Gressoney ausgestorben. Allerdings haben die Curta aus den Branche Castel und "z'Moalersch" durch Auswanderungen an den Oberrhein in Deutschland eine Fortsetzung gefunden.
Da in der sog. "kleinen Eiszeit" vom 15. bis ins 19. Jahrhundert die Landwirtschaft nicht mehr zur Ernährung ausreichte, verdienten sich viele Gressoneyer als Kaufleute in der Schweiz und am Oberrhein. Nicht umsonst ist Gressoney in zeitgenössischen Karten als "Krämertal" verzeichnet. Als Teil des Herzogtums Savoyen gehörte es damals zwar auch zum oberrheinischen Kreis des römisch-deutschen Reichs. Aber vor allem durch ihre alemannische Muttersprache fanden die Gressoneyer leicht Zugang zu den Menschen im Berner Land, am Zürich- oder Bodensee, wie auch im Schwarzwald sowie auf der badischen oder elsässischen Seite des Rheintals.
Die Curta haben unter den Gressoneyer Kaufleuten neben den Litschgi die frühesten und engsten Beziehungen zur Region am Oberrhein. Ein Hans Curta ist in Freiburg im Breisgau schon vor 1501 Mitglied der Kaufmannszunft "Zum Falkenberg". Zwischen 1556 und 1658 verweisen mindestens 89 Eintragungen in den Standgeldbüchern der Freiburger Jahrmärkte auf Curta aus Gressoney. Einige ließen sich hier auch nieder und gründeten eine Handelsniederlassung. So war Peter Curta (ca. 1662 bis 1737), Sohn des Notars und Gerichtsschreibers Johannes Curta aus dem Zweig "Castel", schon 1684 Mitglied der Freiburger Kaufmannszunft "Zum Falkenberg", ging hier im Jahre 1698 eine zweite Ehe ein, wurde Freiburger Bürger und eröffnete ein Tuchgeschäft. Peter war Schwager und vermutlich auch Geschäftspartner des Krozinger Kaufmanns und Großunternehmers Johannes Litschgi, der auch "Fugger" des Breisgaus genannt wurde. Die beiden kannten sich aus Kindheitstagen. Peters Elternhaus in Ober-Castel und das Gut "Ecko", der Stammsitz der Familie Litschgi in Gressoney, liegen nicht weit voneinander entfernt. Peter folgte Johannes an den Oberrhein nach Krozingen. Und sie blieben sich offenbar durch ihre Freundschaft wie auch durch die Wahl ihrer Ehefrauen ein Leben lang eng verbunden. Denn Johannes Litschgi heiratete Peters jüngere Schwester Johanna, während umgekehrt auch Peters erste Frau aus Johannes Familie stammt. Und es war ein Sohn von Peter Curta, der als erster die Kaplanei in Kirchofen im Breisgau besetzte, die Johannes Litschgi an seinem Lebensabend stiftete.
Peters Geschäft im "Haus zum Rothen Hahnen" in der renommierten Freiburger "Salzgasse" übernahm Johannes Michael Curta, ein Sohn aus zweiter Ehe. Es übte aber auch im Verwandtenkreis eine große Anziehungskraft aus: wie zum Beispiel auf Johann Joseph Curta (1736-1796), den Enkel von Peters Bruder Johannes (ca. 1660-1719), Notar und Gerichtsschreiber, und Sohn des gleichnamigen Schneidermeisters Johann Joseph Curtaz (1701-1742). Noch neunjährig verließ dieser Johann Joseph seine Heimat am Monte Rosa, um bei seinem Großonkel Michael in Freiburg den Beruf des Tuchhändlers zu erlernen. Auch den von "z'Moalersch" in Tschemenoal (Gressoney) abstammenden Johann Franz Valentin Curta (1746-1805) zog es zur Ausbildung nach Südbaden. Die beiden waren offenbar befreundet. Sie ließen sich aber - getreu dem Grundsatz der Gressoneyer Kaufleute, sich stets zu unterstützen und nie in Konkurrenz zueinander zu stehen, - in einiger Entfernung voneinander nieder, um jeder sein eigenes Kontor zu unterhalten: Johann Joseph um 1766 nördlich von Freiburg in Oberweier bei der aufstrebenden Handels- und Industriestadt Lahr am Westrand des mittleren Schwarzwaldes und Johann Franz Valentin 1788 in Hüfingen am Ostrand des Südschwarzwaldes.
In Oberweier war Johann Joseph Curta zweimal verheiratet und hatte insgesamt zwölf Kinder. Der älteste Sohn, Johann Valentin Curta (1780-1840), dessen Namenspate der Hüfinger Verwandte war, wurde zum Schneider ausgebildet, heiratete im Jahre 1803 in Kappel am Rhein, unweit von Oberweier, Barbara, die Tochter des Fischers Michael Leser, und ließ sich dort als Schneidermeister nieder. Die Schreibweise des Namens der Familie änderte sich in Kappel im Gegensatz zur Oberweirer Verwandtschaft über Kurta zu Korta. Heute leben noch acht Familien dieses Zweigs in und um Kappel sowie weitere in Speyer und bei Karlsruhe. Über Johann Valentins jüngeren Bruder, den Schneidermeister Ignaz Curtaz (1790-1852), sind heute noch Nachfahren in drei Familien in Oberweier und dem Nachbarort Friesenheim sowie weitere in Offenburg, Ladenburg und bei Hamburg zu finden.
Das beginnende 19. Jahrhundert war gerade für Kaufleute eine unsicherere Zeit. Nicht nur das Geschäft wurde schwieriger, auch die Napoleonischen Kriege brachten unkalkulierbare Gefahren und tragische Schicksale mit sich. Ein solches erlitt Johann Franz Valentin Curta und seine Familie, als er im Jahre 1805 von einem österreichischen Soldaten in seinem Laden in Hüfingen ermordet wurde. Seine Witwe Rosina hatte es aber mit der Hilfe ihrer Familie geschafft, die Kinder großzuziehen und auf einen guten Weg zu bringen: Unter ihnen finden wir einen Kaufmann und Posthalter, einen Wachsfabrikanten und Gastwirt sowie einen Kunstmaler. Der jüngste Sohn, Franz Joseph Curta (1801-1861), beherrschte 15 Sprachen und wurde Privatlehrer der Fürstenfamilie zu Fürstenberg in Donaueschingen, die sich nach seinem und seiner Frau frühen Tod um die jüngsten Kinder mit familiärer Herzlichkeit kümmerte und sie gut verheiratete: Marie Eva mit Charles de Malliard de Châtonnaye bei Fribourg (Schweiz) und Amélie mit Arthur de Mauraige aus Maubeuge im französisch-belgischen Grenzland. Für Amélies Kinder waren Fürst Karl Egon III. und seine ältere Schwester Elisabeth noch Taufpaten. Nachfahren dieser Linie des Zweigs „z’Moalersch“ am Oberrhein fanden sich noch bis zum Zweiten Weltkrieg in Mannheim und in Berlin.
Ortszentrum von Kappel am Rhein - Hüfingen - Curta-Epitaph an der Leonhardskapelle zum Andenken an Johann Franz Valentin Curta (1746-1805) und seine Frau Rosina, geb. Burckhardt (1768-1808).
v.l.n.r.: Wappen der Curti (Gravedona); Wappen der Courten (Wallis); Siegel und Kaufmannszeichen von Peter Curta (1698, 1734), mit Vierkopfschaft oder Balkenkreuz, ursprünglich ein Hauszeichen; Wappen von Valentin Curti (1727-1780) von z'Moalersch in Uri (CH); Wappen der Curta Branche Castel und Chemonal (z'Moalersch); Wappen der Curtaz Branche Capaluogo und Predelais